Systemischer Lupus erythematodes

Aus phys-med

Grundlagen

  • Frauen:Männer = 9:1
  • wegen geschlechtsspezifischem Signalwegs der Interferon-alpha-Induktion
  • 5-Jahresüberlebensrate 50-95%, 10-Jahresüberlebensrate 85%

== Symptome ==Formen und Symptome [Bearbeiten]

  • Frühsymptome:
    • Fieber, Abgeschlagenheit
    • Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht
    • rheuma-ähnliche Arthralgien
    • Erytheme
  • Spätsymptome:
    • Hämatologische Symptome
    • Gelenkschmerzen
    • Allgemeinbeschwerden (Müdigkeit, Leistungsschwäche)
    • Hautveränderungen
    • Nierenbefunde
    • Arthritis
    • Raynaud-Syndrom
    • ZNS-Symptome
    • Schleimhautveränderungen
    • GI-Beschwerden
    • Pleuritis
    • Lymphknotenerkrankung
    • Perikarditis
    • Lungenbeteiligung
    • Myositis
    • Myokarditis
    • Pankreatitis

Formen

Systemischer Lupus erythematodes (SLE)

  • Verlaufsformen:
    • akut-entzündlich/foudroyant → hohe Mortalität
    • langsam-progredient, schubweise
    • sehr milde (nur 1-2 ACR-Kriterien) → Übergang in SLE möglich

SLE mit sekundärem Sjögren-Syndrom

  • Auto-AK Anti-SS-A (Ro), teilweise auch Anti-SS-B (La)
  • erhöhter Risiko für kongenitalen Herzblock neonatalen Lupus erythematodes
  • ausgeprägte Photosensibilität

SLE mit sekundärem Antiphospholipid-Syndrom (APS)

  • 40%
  • AK gegen Phospholipid-Protein-Komplexe (anti-Cardiolipin, anti-β-2-Glykoprotein I)
  • erhöhtes Thromboembolie-Risiko und rezidivierende Aborte

Medikamenteninduzierter SLE

  • milde Verlaufsform
  • Auslöser:
    • Antihypertensiva (wie Dihydralazin)
    • Antiarrhythmika (wie Procainamid)
    • Antikonvulsiva
    • Antibiotika
  • Besserung nach Absetzen des Medikamentes
  • ANA, Histon-AK.

SLE im Spätstadium

  • heute selten
  • Niereninsuffizienz/nephrotisches Syndrom
  • Arteriosklerose
  • Herzklappenschäden
  • Thromboembolien
  • Knochennekrosen
  • neurologische/psychiatrische Erkrankungen
  • Lungenfibrose

Chronisch-diskoider Lupus erythematodes (CDLE)

  • = Hautlupus (CDLE)
  • Verlauf milde
  • 5% Übergang in SLE
  • Effloreszenzen
    1. rötlicher Rand
    2. schuppender Bereich: feste Hautschuppen, an Unterseite keratotischer Sporn ("Tapeziernagel-Phänomen")
    3. zentrale Atrophie, vernarbend, Alopezie
  • Provokation durch UV-Licht und Medikamente

Hypertropher CDLE

  • seltene Variante
  • entzündliche, tumorförmigen Infiltraten, häufig im Gesicht
  • rötliche Herde, geschwollen, überwärmt, vernarbend

Subakut kutaner Lupus erythematodes (SCLE)

  • seltene Form
  • erhöhte Lichtempflichkeit, speziell gegenüber UV-B
  • psoriasis-ähnliche, runde Herde auf Sonnenlicht ausgesetzten Hautarealen
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Verlauf: spontane Remission, Übergang in SLE

Neonatales LE-Syndrom

  • Fehlgeburt-Risiko 20% bei SLE
  • Übertragung der Auto-AK ab 16. SSW auf Fetus
  • v.a. Haut- und kardiale Symptome (AV-Block III°), Leberwerterhöhungen, hämatologische Auffälligkeiten
  • AV-Block irreversibel → Schrittmacher
  • sonst gute Prognose, da Auto-AK verschwinden
  • Prophylaxe: ab 16. SSW regelmäßig UKG des Fetus, bei AV-Block I/II° → Steroide oder Plasmapherese
  • Bestimmung von SS-A/Ro- und SS-B/La-Antikörpern

Ursache

  • Ätiologie unbekannt
  • genetische Disposition
  • Auslöser: Viren oder UV-Licht
  • erhöhte Apoptoserate → gestörte Membranintegrität → Kernbestandteile als Autoantigene
  • "Clearance Defizienz": gestörte Phagozytose
    • verminderte und fehlgebildete Monozyten/Makrophagen
    • fehlende oder ineffiziente Serumkomponenten (Komplement, CRP)
    • Ablagerung und Anhäufung apoptotischen Materials

Diagnose

CDLE (Hautlupus)

    • typisches Hautbild
  • Biopsie:
    • Hyperkeratose, Verstärkung der Basalmembran, hohe Anzahl von CD4-T-Lymphozyten
    • fluoreszierende Antikörper → typisches Bandenmuster (positiver Lupusband-Test)

SLE

  • ACR-Kriterien (>=4)
    1. Schmetterlingserythem
    2. CDLE-typische Hautveränderungen
    3. Photosensibilität
    4. Erosionen/Ulcera der Mundschleimhaut
    5. Arthralgien, Gelenkserguss
    6. Serositis (Pleuritis, Perikarditis)
    7. Nierenbefall
      1. Proteinurie > 0,5 g/d
      2. pathologisches Harnsedimente (Blutreste, Zylinder)
    8. ZNS-Symptome
      1. epileptische Anfälle
      2. psychische Krankheiten (ohne sonstige Ursache)
    9. hämatologische Symptome
      1. Hämolytische Anämie
      2. Leukopenie < 4000/µl
      3. Lymphopenie < 1500/mm³ Blut oder

4.Thrombozytopenie mit Thrombozytenzahlen unter 100000 pro mm³ Blut 10.Immunologische Befunde 1.Positives LE-Zellzeichen: In Blutausstrichen sichtbare „hematoxylin bodies“: Darunter versteht man phagozytierte Kernreste in Leukozyten. Diese Kernreste stammen von zerstörten Zellen, an die ein bestimmter, gegen Desoxyribonukleoproteine gerichteter Autoantikörper, der sogenannte „LE-Faktor“, gebunden hatte. Die Untersuchung auf das LE-Zellzeichen wird heutzutage kaum mehr durchgeführt und ist nurmehr von historischem Interesse [1]; oder 2.Autoantikörper gegen native DNA oder 3.Autoantikörper gegen das Ribonukleoprotein Sm 4.Autoantikörper gegen Phospholipide 11.Antinukleäre Antikörper (ANA) in der Immunfluoreszenz-Mikroskopie Behandlung [Bearbeiten] Allgemeines [Bearbeiten] Regelmäßige Untersuchungen sind erforderlich, um frühzeitig den Befall von Organen wie etwa Niere oder Herz erkennen zu können. Da UV-Licht die Hauterscheinungen des Lupus erythematodes verschlimmert, ist konsequenter Sonnenschutz notwendig.

Medikamente [Bearbeiten] Die medikamentöse Therapie des Lupus ist stufenförmig aufgebaut und richtet sich nach der Stärke der Beschwerden, der Organbeteiligung und der Wirksamkeit bei den einzelnen Patienten.

Bei leichter Erkrankung ist in einigen Fällen gar keine oder nur eine symptomatische Behandlung mit Hautcremes und/oder sogenannten NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika) nötig.

Die nächste Stufe ist zumeist das Basistherapeutikum Chloroquin (den DMARDs zugehörig), das auch zur Behandlung von Malaria angewendet wird, häufig kombiniert mit Cortison.

Erreicht man mit diesen Mitteln keine Verbesserung des Zustandes, werden zumeist immunsuppressive Medikamente eingesetzt. Das häufigste und in der Behandlung von Lupus am besten erprobte Medikament ist Azathioprin. Auch mit Cyclosporin A und Mycophenolat-Mofetil werden Erfolge erzielt. Außerdem kommen gelegentlich Zytostatika wie Cyclophosphamid oder Methotrexat zum Einsatz. Auch Thalidomid wird unter strenger Überwachung eingesetzt. Mitunter werden einzelne dieser Medikamente untereinander kombiniert, häufiger ist die Kombination mit Cortison.

Andere Behandlungsmethoden [Bearbeiten] Andere Behandlungsverfahren sind Immunadsorption, Plasmapherese, Stammzelltransplantation, Immunglobuline und physikalische Therapie.

Empfängnisverhütung [Bearbeiten] Lange Zeit galt die Einnahme der „Pille“ (orale Empfängnisverhütung – Kontrazeption) bei Patientinnen mit Lupus erythematodes als gefährlich, da man befürchtete, die in der Pille enthaltenen Östrogene könnten zu einem Aufflackern oder zur Verschlimmerung der Erkrankung führen.

Andererseits gibt es gute Gründe für die Anwendung der „Pille“ gerade bei Patientinnen mit Lupus erythematodes

Geplante Schwangerschaften haben in einer Phase geringer Krankheitsaktivität (Remission) weniger Komplikationen. Patienten mit hoher Krankheitsaktivität oder Patientinnen, die fruchtschädigende (teratogene) Medikamente einnehmen müssen, benötigen eine zuverlässige Verhütungsmethode. Bei Patientinnen, die Glukokortikoide einnehmen müssen, kann die Einnahme der „Pille“ den damit verbundenen Knochenschwund vermindern und so einer Osteoporose vorbeugen. Die Anwendung der Spirale bei gleichzeitiger immunsuppressiver Therapie schützt nicht zuverlässig vor Schwangerschaften und verschleiert unter Umständen Entzündungen im Genitaltrakt. 2005 konnten mehrere Studien[14][15][16] zeigen, dass bei Patientinnen mit inaktiver Erkrankung oder moderater, aber stabiler Krankheitsaktivität die Einnahme von hormonellen Kombinationspräparaten sicher ist, wenn keine Phospholipid-Antikörper nachweisbar sind. Patientinnen mit schwerer Erkrankung, Störungen der Blutgerinnung oder Phospholipid-Antikörpern im Blut sollten die Pille hingegen nicht einnehmen.

Unverträglichkeiten [Bearbeiten]

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Allgemein bekannt sind die Unverträglichkeiten auf Carotin (insbesondere in Karotten) und Anisol (insbesondere in Anis, Kümmel und Fenchel).

Besonders zu erwähnen ist die Unverträglichkeit mit dem Wirkstoff Diclofenac (wie in Voltaren), der in verschiedenen Rheumamedikamenten vorkommt. Dieser Wirkstoff kann bei Lupuspatienten zu einem Schub der Krankheit bis zum (tödlichen) allergischen Schock führen. Bei Einnahme ist besondere Vorsicht und Rücksprache mit dem Arzt nötig[17].

Geschichte [Bearbeiten] Die Erkrankung ist seit dem Mittelalter bekannt. Der Name Lupus stammt von dem Lombarden Roger Frugardi (um 1140–1195). Der Franzose Pierre Louis Alphée Cazenave beschrieb 1851 die Erkrankung als Erster in einer wissenschaftlich akkuraten Form.[18]

Siehe auch [Bearbeiten] Lupus pernio Lupus vulgaris (Hauttuberkulose) Antiphospholipid-Syndrom CREST-Syndrom Weiterführende Literatur [Bearbeiten] J. J. Manson und A. Rahman: Systemic lupus erythematosus. In: Orphanet Journal of Rare Diseases 1, 2006, 6. doi:10.1186/1750-1172-1-6 (Review, Open Access) Weblinks [Bearbeiten] Bilder der Lupus-Hautveränderungen bei DermIS