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* tierexperimentell: Prophylaxe postinfektiöser Arthritis bei frühzeitiger Antibiose (vor Arthritis!)
* tierexperimentell: Prophylaxe postinfektiöser Arthritis bei frühzeitiger Antibiose (vor Arthritis!)
* Yersinien-Infektion: 2-4 Monate Doxycyclin (2 x 100 mg)
* Yersinien-Infektion: 2-4 Monate Doxycyclin (2 x 100 mg)
* allgemein: LZ-Prognose ↑ bei langdauernder antibiotischer Therapie, v.a. Prophylaxe für sekundär sich entwickelnde entzündlich-rheumatische Erkrankungen ([[ankylosierende Spondylitis]], chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Oligoarthritiden, Enthesitiden, Uveitis)
* allgemein: LZ-Prognose ↑ bei langdauernder antibiotischer Therapie, v.a. Prophylaxe für sekundär sich entwickelnde entzündlich-rheumatische Erkrankungen ([[Spondylitis ankylosans]], chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Oligoarthritiden, Enthesitiden, Uveitis)
* antirheumatische Basistherapie → Zeitpunkt?
* antirheumatische Basistherapie → Zeitpunkt?
* Diagnosekriterien DGRh:
*# typischer Gelenkbefall (peripher, asymmetrisch, Knie/Sprunggelenk)
*# typische Anamnese (Diarrhoe, Urethritis) oder Klinik
*# Erregernachweis (Abstrich!)
*# Nachweis spezifischer agglutinierender AK (Titer-Anstieg)
*# HLA-B27
*# Nachweis von Erregermaterial mittels PCR oder spez. monoklonalem AK (nicht Routine)
** sicher: 1+3, 1+4, 1+6
** wahrscheinlich: 1+2, 1+5


== M. Reiter, Reiter-Syndrom ==
== M. Reiter, Reiter-Syndrom ==
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* Hauptsymptome:
* Hauptsymptome:
** Fieber, Abgeschlagenheit
** Fieber, Abgeschlagenheit
** Urethritis/Zervizitis, schleimig/eitriger Ausfluss
** Urethritis/Zervizitis, schleimig/eitriger Ausfluss (seltener Prostatitis/Zystitis)  
**
** Konjunktivitis (serös/purulent), Iridozyklitis
Seltener verbunden mit einer Prostatitis (Prostataentzündung) oder Zystitis (Harnblasenentzündung).
** Mono-/Oligoarthritis, asymmetrisch, große Gelenke, Erguss
Entzündung der Augenbindehaut , (serös oder purulent) mit entsprechenden Beschwerden;
** Entzündung der Achillessehne/Plantarfaszie
Als Komplikation kann eine Iridozyklitis auftreten und zu bleibenden Schäden führen
** Haut-Effloreszenzen:
Arthritis: Rötung und Erwärmung eines oder mehrerer Gelenke (Monarthritis oder Oliogoarthritis, meist asymmetrisch) hauptsächlich der großen Gelenke der Beine (Kniegelenk, Sprunggelenk), oft verbunden mit ausgeprägten Gelenkergüssen, die den Patienten ans Bett fesseln können.
*** gruppierte sterile Pusteln auf erythematösem Grund an Handflächen und Fußsohlen (Keratoderma blenorrhagicum)
Sind die oberen Extremitäten (die Arme) betroffen, werden eher die kleinen Gelenke befallen.
*** Psoriasis-ähnliche Herde, v.a. über Gelenken
Auch Arthritiden des Achsenskeletts (Entzündungen der Wirbelsäulengelenke sowie eine Sakroiliitis) sind möglich.
*** Ulcera der Mundschleimhaut
Häufig ist wiederum eine Entzündung der Achillessehne oder der Plantarfaszie am Fersenbein.
*** Lingua geographica (Landkartenzunge)
*** Balanitis circinata (Glans, Vorhaut)
Hautveränderungen der FüßeVielgestaltige Hautveränderungen, die in ihrer Gesamtheit die Diagnose am schnellsten ermöglichen.
* Nagelveränderungen möglich  
Beginn meist mit in Gruppen auftretenden sterilen Pusteln auf erythematösem Grund an Handflächen und Fußsohlen ([1]), wobei die Bläschen bald platzen und sich ein sog. Keratoderma blenorrhagicum bildet.
* 15% Rezidive nach Wochen-Jahren
Psoriasisähnliche Herde, die besonders über den Gelenken entstehen (damit Differentialdiagnose: Psoriasis-Arthritis), prinzipiell aber überall auftreten können ([2])
* 15% chronischer Verlauf mit Gelenkdestruktion
Oberflächliche Ulcera der Mundschleimhaut
* Diagnose: Anamnese + Klinik + Ausschluss anderen Ursachen (ANA + RF negativ, HLA-B27 positiv)
Veränderungen ähnlich einer Lingua geographica (Landkartenzunge)
* DD M. Bechterew, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, M. Morbus Behçet
Balanitis circinata an Glans penis (Eichel) und Vorhaut ([3])
* Therapie:
Selten entsteht auch ein Erythema nodosum
** NSAR + lokal antiphlogistisch (Kälte)
Nagelveränderungen wie subunguale Keratosen, Onycholyse und Onychodystrophie sind möglich.
** Antibiose (+ Sexualpartner)
Nach 3–12 Monaten (Wochen bis Jahren) kann es bei bis zu 15 % der Patienten zu Rezidiven kommen. Ebenfalls in 15 % kann die Erkrankung einen chronischen Verlauf nehmen und zur Gelenkszerstörung führen.
** Corticosteroide
 
** bei chronischem Verlauf Immunsuppressiva (MTX, Sulfasalazin), Biologicals (TNF-α-Blocker Infliximab/Etanercept)
Diagnose [Bearbeiten]
Anamnese eines vorangegangenen Infekts (oft nicht zielführend)
Die Laboruntersuchung des Blutes zeigt unspezifische Veränderungen: Entzündungszeichen; antinukleärer Antikörper und Rheumafaktoren fehlen. Sie dient somit in erster Linie der Verdachtserhärtung durch Ausschluss anderer Ursachen.
Der Nachweis von HLA-B27 erhärtet die Verdachtsdiagnose weiter, ist aber im Einzelfall keineswegs beweisend, da auch etwa 8 % der gesunden Bevölkerung dieses Merkmal tragen.
Ein Urethralabstrich oder Zervixabstrich mit Untersuchung auf Chlamydien und Mykoplasmen soll auch bei diesbezüglich beschwerdefreien Patienten durchgeführt werden. Der entsprechende Nachweis erfolgt mittels Erregerkultur oder PCR. Nicht zielführend ist eine alleinige Chlamydien-Serologie. Dagegen ist eine Titerbestimmung der Salmonellen-, Campylobacter und Yersinien-Antikörper in allen Fällen angezeigt.
Röntgen und Magnetresonanztomographie der betroffenen Gelenke
Bei HLA-B27-positiven Patienten sollen Erkrankungen wie ein Morbus Bechterew, Morbus Crohn oder eine Colitis ulcerosa ausgeschlossen werden, da auch dort dieses Gen vermehrt ausgeprägt ist.
 
Differentialdiagnose [Bearbeiten]
Neben der bereits erwähnten Psoriasis arthropathica auch andere Erscheinungsformen der Psoriasis wie
 
Psoriasis vulgaris sowohl in der vorwiegend großfleckigen wie auch vorwiegend kleinfleckigen Form, Psoriasis pustulosa Typ Barber-Königsbeck, isolierte Psoriasis palmaris et plantaris sowie die Psoriasis inversa
Sexuell übertragbare Krankheiten wie Sekundäre Lues, Gonorrhoe, Arthritis gonorrhoica, Chlamydien-Urethritis
Chronische Polyarthritis, Rezidivierende Polychondritis
Pilzerkrankungen (Tinea manus, Tinea pedis)
Morbus Behçet, Balanitis erosiva circinata
Acrodermatitis continua suppurativa Hallopeau
Behandlung [Bearbeiten]
Zur schnellen Linderung der entzündlichen Gelenksbeschwerden empfiehlt sich die symptomatische Gabe von NSAR nebst lokalen entzündungshemmenden Maßnahmen (wie Kälteanwendungen). Zu dem ist die Beseitigung der verursachenden Infektion durch eine angemessene antibiotische Therapie wünschenswert, allerdings wurde nur bei der urogenitalen Form (Infektion mit Chlamydia trachomatis) ein Nutzen nachgewiesen. Antibiotika werden somit selten eingesetzt – da meist auch keine Erreger nachweisbar sind. Werden sie allerdings nachgewiesen, ist auch eine Behandlung des Sexualpartners (der Sexualpartner) notwendig.
 
Bei schwerem Krankheitsverlauf und Beteiligung mehrerer Gelenke, vor allem bei Auftreten einer Iridozyklitis müssen Corticosteroide eingesetzt werden, um bleibende Veränderungen zu vermeiden.
 
Nur bei chronischen Verläufen werden Immunsuppressiva wie Methotrexat und Sulfasalazin eingesetzt.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
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* http://www.dermis.net/dermisroot/de/15288/diagnose.htm Fotos M. Reiter
* http://www.dermis.net/dermisroot/de/15288/diagnose.htm Fotos M. Reiter


[[Kategorie:Rheuamtologie]]
[[Kategorie:Rheumatologie]]

Aktuelle Version vom 20. Februar 2016, 17:19 Uhr

Grundlagen

  • aseptische, seronegative Arthritis 2-3 Wochen post Infektion
  • postenteritisch: Yersinien, Salmonellen, Shigellen, Campylobacter
  • posturethritisch: Chlamydien, Gonokokken, Mykoplasmen, Ureaplasmen
  • typisch: große Gelenke (Knie, Sprunggelenk), Daktylitis
  • unklar: Erreger-Persistenz → antibiotische Therapie?
  • tierexperimentell: Prophylaxe postinfektiöser Arthritis bei frühzeitiger Antibiose (vor Arthritis!)
  • Yersinien-Infektion: 2-4 Monate Doxycyclin (2 x 100 mg)
  • allgemein: LZ-Prognose ↑ bei langdauernder antibiotischer Therapie, v.a. Prophylaxe für sekundär sich entwickelnde entzündlich-rheumatische Erkrankungen (Spondylitis ankylosans, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Oligoarthritiden, Enthesitiden, Uveitis)
  • antirheumatische Basistherapie → Zeitpunkt?
  • Diagnosekriterien DGRh:
    1. typischer Gelenkbefall (peripher, asymmetrisch, Knie/Sprunggelenk)
    2. typische Anamnese (Diarrhoe, Urethritis) oder Klinik
    3. Erregernachweis (Abstrich!)
    4. Nachweis spezifischer agglutinierender AK (Titer-Anstieg)
    5. HLA-B27
    6. Nachweis von Erregermaterial mittels PCR oder spez. monoklonalem AK (nicht Routine)
    • sicher: 1+3, 1+4, 1+6
    • wahrscheinlich: 1+2, 1+5

M. Reiter, Reiter-Syndrom

  • Reiter'sche Trias:
    1. Arthritis
    2. Bindehautentzündung
    3. Urethritis
  • Reiter'sche Tetrade: Psoriasis-ähnliche Hautveränderungen an den befallenen Gelenken
  • 70-80% HLA-B27-positiv
  • Männer:Frauen = 20:1, Altersgipfel 20-30 J.
  • Symptome der Vorerkrankung (Urethritis, Enteritis) oft schwach ausgeprägt, flüchtig
  • Hauptsymptome:
    • Fieber, Abgeschlagenheit
    • Urethritis/Zervizitis, schleimig/eitriger Ausfluss (seltener Prostatitis/Zystitis)
    • Konjunktivitis (serös/purulent), Iridozyklitis
    • Mono-/Oligoarthritis, asymmetrisch, große Gelenke, Erguss
    • Entzündung der Achillessehne/Plantarfaszie
    • Haut-Effloreszenzen:
      • gruppierte sterile Pusteln auf erythematösem Grund an Handflächen und Fußsohlen (Keratoderma blenorrhagicum)
      • Psoriasis-ähnliche Herde, v.a. über Gelenken
      • Ulcera der Mundschleimhaut
      • Lingua geographica (Landkartenzunge)
      • Balanitis circinata (Glans, Vorhaut)
  • Nagelveränderungen möglich
  • 15% Rezidive nach Wochen-Jahren
  • 15% chronischer Verlauf mit Gelenkdestruktion
  • Diagnose: Anamnese + Klinik + Ausschluss anderen Ursachen (ANA + RF negativ, HLA-B27 positiv)
  • DD M. Bechterew, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, M. Morbus Behçet
  • Therapie:
    • NSAR + lokal antiphlogistisch (Kälte)
    • Antibiose (+ Sexualpartner)
    • Corticosteroide
    • bei chronischem Verlauf Immunsuppressiva (MTX, Sulfasalazin), Biologicals (TNF-α-Blocker Infliximab/Etanercept)

Weblinks