Parese: Unterschied zwischen den Versionen

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== Obere Extremität ==
== Obere Extremität ==


* Abschwächung
{| class="wikitable"
** M. serratus anterior
! Abschwächung !! Spastik
** M. supraspinatus
|-
** M. infraspinatus
|
** M. deltoideus
* M. serratus anterior
* Spastik
* M. supraspinatus
** Mm. rhomboidei
* M. infraspinatus
** M. pectoralis major
* M. deltoideus
** M. latissimus dorsi
|
** M. subscapularis
* Mm. rhomboidei
* → Gefahr der Luxation/Subluxation, mechanische Schädigung von Weichteilen/Nerven
* M. pectoralis major
* Schulterschmerzen
* M. latissimus dorsi
** Überdehnung/Mikrotraumatisierung durch fehlende Funktion der Rotatorenmanschette
* M. subscapularis
• Spastik von M. Pectoralis und M. latissimus dorsi
|}
 
* Gefahr der Luxation/Subluxation, mechanische Schädigung von Weichteilen/Nerven
Spastikhemmung an der Schulter durch passive Bewegung der Schulter nach vorn, dabei Dehnung der Mm. rhomboidei und des M. latissimus dorsi. Evtl. zusätzliche Eisapplikation auf diese Mm..
* Schulterschmerzen durch Überdehnung/Mikrotraumatisierung (Algodystrophie)
 
* Spastikhemmung:
Korrekte Reposition des Oberarmkopfes durch Lagerung. Bei Rollstuhlpatienten auf einem Roll¬stuhl-brett, oder Hand in die Hosentasche stecken, bzw den Daumen in die Hosentasche einhaken.
** passive Bewegung der Schulter nach vorn → Dehnung Mm. rhomboidei/M. latissimus dorsi, ggf. + Eis
 
** Sitzen mit Abstützung der Hände hinten-seitlich
Schienen
** spastischen Arm nach ventral-cranial → Pat. selbst
 
* Funktionsanbahnung (zugleich Spastikhemmung):
Spastikhemmung am Arm auch durch Dauerdehnung mit Hilfe von Schienen. Man unterscheidet statische und dynamische Schienen. Es wird eine statische oder dynamische Dauerdehnung der spastischen Muskulatur durchgeführt. Bei dynamischen Schienen ist der Dehnungsweg variierbar. Diese Schienen werden für ca. 3 bis 4 Stunden pro Woche getragen. Der Effekt der dynamischen Schienen ist erheblich besser, als der der statischen Schienen und besser als das alleinige passive Durchbewegen.
** Scapula: Protraktion und Rot. des Ang. inf. nach lat. cranial
 
** Oberarm: Anteversion und Außenrotation
 
** Ellenbogen: Supination
** Hand/Finger: Dorsalextension
* Lagerung: korrekte Reposition des Oberarmkopfes → Rollstuhlbrett, Hand/Daumen in Hosentasche
* Orthesen: Spastikhemmung durch Dauerdehnung<br>&rarr; dynamische Schienen: Dehnungsweg variierbar; 3-4 Stunden/Woche; bester Effekt (vs. statische Schienen/passives Durchbewegen)


== Hemiparese ==
== Hemiparese ==


* Stadien:
* Stadien:
** schlaffe Lähmung &rarr; Tonus aufbauen
*# schlaffe Lähmung &rarr; Tonus aufbauen
** spastisches Stadium &rarr; Tonus reduzieren
*# spastisches Stadium &rarr; Tonus reduzieren
** relative Wiederherstellung
*# relative Wiederherstellung
* '''Pusher-Symptomatik''':  
* '''Pusher-Symptomatik''':  
** aktives Drücken zur paretischen Seite  
** aktives Drücken zur paretischen Seite  
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** Schädigung: posterolateraler Thalamus, benachbarter hinterer Schenkel der Capsula interna
** Schädigung: posterolateraler Thalamus, benachbarter hinterer Schenkel der Capsula interna
** Prognose gut, nach 6 Monaten weitgehende bis vollständige Rückbildung
** Prognose gut, nach 6 Monaten weitgehende bis vollständige Rückbildung
* '''[[CRPS|Algodystrophie]]''' bei ca. 10% der Patienten
* häufig Anosognosie und/oder Neglect
* Stand:
** Hüft- und Kniegelenke leicht gebeugt &rarr; zusätzliche Haltearbeit
** Gewichtsvereteilung: 60% gesunde Seite, 40% paretische Seite
* siehe auch '''[[Gangschulung#Hemiparese]]'''


=== Therapie bei schlaffer Lähmung ===
=== Therapie bei schlaffer Lähmung ===
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* freies Sitzen, Stehen, Gehen: Symmetrie, Gewichtsübernahme
* freies Sitzen, Stehen, Gehen: Symmetrie, Gewichtsübernahme
* Anbahnen von Extremitätenbewegungen: taktile/propriozeptive/vestibuläre Reize
* Anbahnen von Extremitätenbewegungen: taktile/propriozeptive/vestibuläre Reize
* siehe auch [[Spastik]]
* siehe auch '''[[Spastik]]'''


[[Kategorie:Neurologie]]
[[Kategorie:Neurologie]]
[[Kategorie:Erkrankungen]]
[[Kategorie:Erkrankungen]]

Aktuelle Version vom 6. August 2012, 21:01 Uhr

Grundlagen

  • periphere Parese: 2. Motoneuron → Reflexe ↓
  • zentrale Parese: 1. Motoneuron → Reflexe ↑, Spastik

Kraftgrade

  • Skala des British Medical Research Council (BMRC):
0/5 keinerlei Muskelaktivität, komplette Lähmung
1/5 sichtbare/tastbare Kontraktion ohne Bewegungseffekt
2/5 Bewegung bei Ausschaltung der Schwerkraft möglich
3/5 Bewegung gegen die Schwerkraft gerade noch möglich
4/5 Bewegung gegen mäßigen Widerstand
5/5 normale Kraft

Therapie allgemein

  • Ziel:
    • Prophylaxe von Folgeschäden (Kontrakturen)
    • Förderung der Rückbildung
    • Hilfsmittelversorgung
  • Methoden:
    • Lagerung: Vermeidung von Gelenkfehlstellung, evtl. Schienenlagerung in Funktionsstellung
    • Physiotherapie: Schlingentisch, sensible Reize (Bürstung, Streichung, Eisabtupfung), PNF, Dehnung, passives Durchbewegen
    • Elektrotherapie: Verzögerung der Atrophie (nicht Dystrophie), Schwellstrom/Mittelfrequenzstrom, bei partieller Denervierung
    • mentales Training: alle Bewegungen nachvollziehen, vorstellen

Obere Extremität

Abschwächung Spastik
  • M. serratus anterior
  • M. supraspinatus
  • M. infraspinatus
  • M. deltoideus
  • Mm. rhomboidei
  • M. pectoralis major
  • M. latissimus dorsi
  • M. subscapularis
  • Gefahr der Luxation/Subluxation, mechanische Schädigung von Weichteilen/Nerven
  • Schulterschmerzen durch Überdehnung/Mikrotraumatisierung (Algodystrophie)
  • Spastikhemmung:
    • passive Bewegung der Schulter nach vorn → Dehnung Mm. rhomboidei/M. latissimus dorsi, ggf. + Eis
    • Sitzen mit Abstützung der Hände hinten-seitlich
    • spastischen Arm nach ventral-cranial → Pat. selbst
  • Funktionsanbahnung (zugleich Spastikhemmung):
    • Scapula: Protraktion und Rot. des Ang. inf. nach lat. cranial
    • Oberarm: Anteversion und Außenrotation
    • Ellenbogen: Supination
    • Hand/Finger: Dorsalextension
  • Lagerung: korrekte Reposition des Oberarmkopfes → Rollstuhlbrett, Hand/Daumen in Hosentasche
  • Orthesen: Spastikhemmung durch Dauerdehnung
    → dynamische Schienen: Dehnungsweg variierbar; 3-4 Stunden/Woche; bester Effekt (vs. statische Schienen/passives Durchbewegen)

Hemiparese

  • Stadien:
    1. schlaffe Lähmung → Tonus aufbauen
    2. spastisches Stadium → Tonus reduzieren
    3. relative Wiederherstellung
  • Pusher-Symptomatik:
    • aktives Drücken zur paretischen Seite
    • ca. 10 % aller Apoplektiker
    • keine Korrelation Neglect, Aphasie, Apraxie
    • kein Unterschied zwischen rechts- und linksseitigen Schlaganfällen
    • Pathogenese: Verschiebung der subjektiven posturalen Vertikale 18° zur nichtgelähmten Seite bei intakter subjektiver visueller und visuell-vestibulärer Informationsverarbeitung
    • Schädigung: posterolateraler Thalamus, benachbarter hinterer Schenkel der Capsula interna
    • Prognose gut, nach 6 Monaten weitgehende bis vollständige Rückbildung
  • Algodystrophie bei ca. 10% der Patienten
  • häufig Anosognosie und/oder Neglect
  • Stand:
    • Hüft- und Kniegelenke leicht gebeugt → zusätzliche Haltearbeit
    • Gewichtsvereteilung: 60% gesunde Seite, 40% paretische Seite
  • siehe auch Gangschulung#Hemiparese

Therapie bei schlaffer Lähmung

  • Lagerung: schmerzfrei, angemehm, Verhinderung pathologischer Muster
    • auf betroffener/nicht betroffener Seite
    • Cave: Schulter fixieren, nicht nach hinten fallen lassen
  • Integration der betroffenen Seite:
    • jeder Umgang über betroffene Seite
    • Raumgestaltung: Nachttisch, Fernseher, lampe auf betroffener Seite
    • Tonusregulation:
      • Rumpfstabilisation
      • Gleichgewichtstraining
      • Händefalten
    • forced-use therapy (FUT) = Constraint-Induced Movement Therapy (CIMT)

Therapie bei Spastik

  • Rumpfkontrolle/Gleichgewicht
  • Tonussenkung: Dehnung, Autoinhibition
  • ADL
  • freies Sitzen, Stehen, Gehen: Symmetrie, Gewichtsübernahme
  • Anbahnen von Extremitätenbewegungen: taktile/propriozeptive/vestibuläre Reize
  • siehe auch Spastik