Neuroplastizität: Unterschied zwischen den Versionen

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** SSRI: Antrieb, Stimmung, Mitarbeitsfähigkeit, motorische Lernleistung
** SSRI: Antrieb, Stimmung, Mitarbeitsfähigkeit, motorische Lernleistung
** Cave: Benzodiazepine → negativer Effekt auf Neuroplastizität und funktionelle Lernleistung
** Cave: Benzodiazepine → negativer Effekt auf Neuroplastizität und funktionelle Lernleistung
[[Kategorie:Rehabilitation]]

Version vom 13. Oktober 2010, 22:50 Uhr

  • auch erwachsenes Gehirn in jedem Alter zu plastischen Anpassungsprozessen imstande
  • Gebrauchsabhängige Plastizität: vermehrter Gebrauch einer Extremität/Muskelgruppe (passive/aktive Beübung) ⇒ Vergrösserung der kortikalen Repräsentationen ⇒ Funktionsverbesserung
  • Läsionsinduzierte Plastizität: Kompensationsfaktoren zur optimalen Ausnutzung der intakt gebliebenen Strukturen ⇒ z.B. Vergrösserung der kortikalen Repräsentation von Muskeln proximal einer Amputation
    • Plastizitätvermittelnde Mechanismen:
      • Übernahme gestörter Funktionen durch benachbarte Hirnareale (Vikariation)
      • Morphologische Veränderungen definierter kortikaler Repräsentationsfeldern
      • Wiederherstellung axonaler und dendritischer Nervenendigungen (Aussprossung von Nervenendigungen):
        • im peripheren Nervensystem → neue funktionelle Nervenverbindungen möglich
        • im ZNS erschwert, u. a. durch Fehler der Schwann-Zellen als "Leitschiene" und Barriere durch Narbengewebe (Gliazellen, Astrozyten)
      • kollaterale Axonsprossung aus benachbarten intakten Nervenzellen
      • Funktionsverlust eines von der primären Läsion weiter entfernt liegenden Hirnareals (Diaschisis)
      • Verbesserung der Signalübertragung an Synapsen (synaptische Plastizität) → Auslösung von Long-Term-Potentiation-Vorgängen
      • Anregung der Neuroplastizität "enriched environment"
      • Neubildung von Nervenzellen aus neuralen Stammzellen (Neurogenese)
    • bei erfolgreich rehabilitierten Schlaganfallpatienten:
      • vermehrte Aktivierung der nicht betroffenen Hemisphäre
      • kortikale Repräsentation paretischer Bereiche kurz nach Schlaganfallereignis verkleinert, während rehabilitativer Förderung Expansion
  • Therapieinduzierte Plastizität: Vergrösserung der Repräsentationsareale durch Aufnahme einer physiotherapeutischen Behandlung sowie eine Verschiebung des Arealschwerpunktes, auch nach mehr als zwölf Monaten noch signifikante, therapeutisch induzierte Leistungsverbesserungen nachweisbar
  • Pharmakologische Förderung der Neuroplastizität:
    • Amphetamine: Einnahme unmittelbar vor intensiver Physiotherapie
    • L-Dopa retard (200 mg/d): motorisches Lernen
    • Piracetam (4,8 g/d): bei Aphasie nachgewiesen
    • SSRI: Antrieb, Stimmung, Mitarbeitsfähigkeit, motorische Lernleistung
    • Cave: Benzodiazepine → negativer Effekt auf Neuroplastizität und funktionelle Lernleistung