Psoriasis-Arthritis
Aus phys-med
Grundlagen
- siehe Wikipedia [[1]
- typisch: Befall im Strahl, PIP/DIP Hände/Füße, asymmetrisch
- seltener große Gelenke, Becken-Wirbelsäule
- Sehnen/Sehnenansätze, Schleimbeutel, Bänder
- seronegativ (RF negativ), Assoziation zu HLA-B27
- CASPAR = ClASsification criteria for the diagnosis of Psoriatic ARthritis:
- Entzündliche Veränderungen (Schmerz, Schwellung, Steifigkeit) im Bereich von Gelenken, WS, Sehnen/Sehnenansätze
- und >= 3 der folgenden Kriterien
- aktuelle Psoriasis
- anamnestische Psoriasis
- positive Familienanamnese (Verwandte 1. oder 2. Grades)
- Psoriatische Nagelveränderungen (Nageldystrophie, Onycholyse, Lochfraß, Hyperkeratose)
- RF negativ
- aktuelle Daktylitis ("Wurstfinger")
- anamnestische Daktylitis (Rheumatologe)
- Röntgen: typische gelenknahe Knochenneubildungen im Bereich von Händen oder Füßen
Psoriasis
Symptome
- Effloreszenzen monomorph, rötlich, meist rundlich/inselförmig, scharf begrenzt, leicht erhaben
- bevorzugt an Kopfhaut, Ellbogen, Knie, Bauchnabel, After, Rima ani, Fingerknöchel, hinter Ohrläppchen
- Verhornung beschleunigt, vermehrt (Hyperkeratose), gestört → gesteigerte mitotische Aktivität der Basalzellen der Epidermis
- "Kerzenwachsphänomen": glänzende grob-lamellöse Schuppen mit talgartiger, silbriger Konsistenz
- Dermis hyperämisch → Rötung
- "Phänomen des letzten Häutchens" = Phänomen des blutigen Taus, Auspitz-Phänomen
- Alopecia psoriatica: inselförmiger Haarausfall
- Nageldystrophie: Tüpfel-/Grübchennägel, "Ölflecken" (gelbliche Verfärbung), distale Onycholyse, Krümelnagel, Nagelverdickung
- Mikroabszesse unter der Hornschicht
- Organbeteiligung:
- Psoriasisarthritis
- Uveitis, Retinitis
- erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
- PASI-Score: Psoriasis Area and Severity Index → Ausdehnung und Schweregrad (max. 72 Punkte)
- massive Beeinträchtigung der Lebensqualität
Formen der Psoriasis vulgaris
- Typ I (60–70%):
- < 40. LJ, familiäre Häufung
- 95% HLA-Cw 6, HLA-Dr 7, HLA-B 17, HLA-B 57
- Typische Erstmanifestation: Psoriasis guttata, häufig nach Kontakt mit Triggerfaktoren
- Medikamenten: β-Blocker, Lithium, Antimalariamittel
- Streptokokkeninfektion
- kann abklingen oder in P. vulgaris übergehen
- v.a. Kopfhaut, intertriginös, Beugeseiten, palmar/plantar, genital/anal
- Typ II (30–40%):
- Spätmanifestation > 40. LJ
- meist Nagelpsoriasis und Psoriasisartrithis
- HLA-Koppelung gering, keine familiäre Häufung
- meist leichterer Verlauf
- Typ Zumbusch (0,5–2,5%):
- akuter Fieberschub
- innerhalb weniger Stunden zunächst lokal, dann generalisiert flächige Erytheme mit Pusteln, teilweise konfluierend
- innerhalb 24 h Leukozytose, Hypocalcämie, Hypalbuminämie
- rezidivierende Fieberschübe, generalisierte Pusteln
- > 50. LJ
Verlauf
- individuell
- 25% einmaliges Auftreten/Remission
- häufig Wechsel von Phasen mit starker/geringer/fehlender Aktivität (Schübe)
- Auslöser:
- physische/psychische Belastungssituationen (schwerer Infekt, Operation, Tod eines Angehörigen)
- hormonelle Veränderungen (Schwangerschaft)
- Pubertät
- Herbst/Winter: trockene Luft, nasskaltes Klima, geringere UV-Einstrahlung
- Medikamente: Betablocker, ACE-Hemmer, Lithium, Malariamittel, Interferone, Tetracycline, Terbinafin, NSAR, Folsäure.
- kosmetische Präparate
- unspezifische Reize: Verletzungen, Reibung, Operationen, Sonnenbrände oder ähnliches beobachtet.
- Köbner-Phänomen = isomorpher Reizeffekt: Effloreszenzen treten bei bestimmten Hautkrankheiten Minuten bis Wochen nach unspezifischer Reizung an bisher nicht veränderten Abschnitten auf und gleichen denen der bestehenden Hautkrankheit
Therapie
topisch
- Wochen bis Monate
- Harnstoff (Urea pura): in Öl, Cremes, Salben
- Salizylsäure: zum Ablösen der Schuppen, entzündungshemmend
- Steinkohlenteer: bremst Zellteilung, lindert Juckreiz; krebsfördernd
- Dithranol/Cignolin: bremst Zellteilung, gute Wirksamkeit, sehr aufwändige Behandlung
- Kortikosteroide: Clobetasol, Betamethason → nur kurzzeitig auf kleinen Hautpartien;
- Vitamin-D-Derivate: Calcipotriol, Tacalcitol
- Kortikosteroide + Calcipotriol: gute Verträglichkeit + hohe Wirksamkeit → Initialtherapie
physikalisch
- Lichttherapie:
- Schmalspektrum-UVB-Therapie → Mittel der Wahl
- Wellenlänge 311 nm
- Ganz- und Teilkörperbestrahlungen, geringe Erythemwirkung
- Kombinationmit topischer Behandlung
- Selektive Ultraviolett-Phototherapie (SUP):
- Kombination UVA/UVB
- Cave Sonnenbrand
- PUVA-Therapie (Psoralen + UVA):
- Psoralene: steigern Lichtempfindlichkeit der
- Photoinaktivierung der hyperreaktiven T-Zellen → Psoralen bindet an Nukleinsäuren/Proteinstrukturen
- Lasertherapie:
- Excimer-Laser: 308 nm
- hohe Strahlendosis selektiv
- derzeit wirksamste physikalische Therapie
- Balneophototherapie/Sole-Photo-Therapie:
- Bad 20–30' in stark solehaltiger Lösung, im Anschluss wenige Minuten intensive UVB-Bestrahlung
- Fischtherapie:
- rötliche Saugbarben ("Knabberfische")
- drei Wochen lang, tgl. 2h mit ca. 200 Saugbarben
- anschließend kurze UV-Bestrahlung im Solarium und Hautpflege
- Schmalspektrum-UVB-Therapie → Mittel der Wahl
- Elektrotherapie:
- schwach dosierter Interferenzstrom
- Elektroden auf psoriatische Areale oder in Wannen
- 2x tgl. 5', bis zu 12 Wochen
systemisch/medikamentös
- MTX: < 25 mg/Woche
- Retinoide (Vit. A-Derivate):
- Kombination mit UV-Bestrahlung
- bis 2 J. nach Behandlung teratogen
- Kortikoide: nicht mehr empfohlen wg. Rebound + UAW
- Immunsuppressive Substanzen (z.B. Ciclosporin)
- Fumarsäureester: Langzeittherapie
- Biologicals:
- TNF-Blocker: Adalimumab, Infliximab, Etanercept
- p40-Interleukin-12/23-Hemmer: Ustekinumab
psychotherapeutisch
- Krankheitsbewältigung
- Prophylaxe von Schüben
- Selbsthilfegruppen