Querschnittlähmung: Unterschied zwischen den Versionen

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== Erstversorgung ==
== Erstversorgung ==
* V.a. WS-Verletzung:
** Unfallmechanismus (Auffahrunfall, Fahrzeugüberschlag, Badeunfall, Sturz aus großer Höhe, Kopfverletzungen mit Stauchungen der Wirbelsäule)
** Fehlen von Spontanbewegungen
** Atmung (z.B. paradoxe Atmung)
* Überprüfung des neurologischen Kontrolldreiecks nach Zäch :
* Transport:
** Schanzkrawatte
** Schaufeltrage
** Vakuummatratz
** ggf. Bergesack, Spineboard eingesetzt


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| S2 || Grosszehensenker
| S2 || Grosszehensenker
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* V.a. WS-Verletzung:
** Unfallmechanismus (Auffahrunfall, Fahrzeugüberschlag, Badeunfall, Sturz aus großer Höhe, Kopfverletzungen mit Stauchungen der Wirbelsäule)
** Fehlen von Spontanbewegungen
** Atmung (z.B. paradoxe Atmung)
* Transport:
** Rückenlage
** fixierte Kopf-/WS-Fehlstellung belassen
** Kopf unter ständigem Zug in leichter Reklination
** Schanzkrawatte
** Schaufeltrage
** Vakuummatratz
** ggf. Bergesack, Spineboard eingesetzt
** Cave bei Intubation
* neurologischer Status:
* neurologischer Status:
** Glasgow-Coma-Scale (GCS)
** [[Glasgow Coma Scale]] (GCS)
** Höhenlokalisation:
** Höhenlokalisation motorisch/sensibel
 
 
 
 
Neben den üblichen Medikamenten der präklinischen Schmerz und Schocktherapie wird von
einem Großteil der Abteilungen (95,2 %) der frühzeitige Einsatz von Kortison (NASCISSchema)
befürwortet.
 
 


• Daumen und radiale Unterarmseite : Dermatom C6
* Schmerz-/Schocktherapie:
** Volumen
• Kleinfinger u. Ringfinger u. ulnare Unterarmseite : Dermatom C8
** positiv inotrope Substanzen: Dopamin ( 2-10 µg/kg/h )
** Methylprednisolon (NASCIS-III-Schema):  
• medialer Ellenbogenbereich : Dermatom Th1.
*** Bolus 30 mg/kg KG so früh wie möglich (< 8 h)
*** Erhaltungsdosis 5,4 mg/kg KG/h für weitere 23 h
*** nur jüngere. ansonsten gesunde Patienten
*** rel. KI: akutes SHT, perforierende Verletzungen, floride Infekte, Komorbiditäten (DM, HI)
== Spinaler Schock ==
• Transport in Rückenlage
• Keine Einrenkungen am Unfallort ; fixierte Kopf- und Wirbelsäulenfehlstellung belassen
• Abknickung der Wirbelsäule beim Umlagern vermeiden, Kopf unter ständigem Zug in leichter Reklination halten
• in Rückenlage Unterpolsterung der natürlichen Wirbelsäulenkrümmung
• Verletzten nur mit genügend Helfern bewegen
• evtl. Halskrawatte
• Beatmung u. Intubation ohne ruckartige Bewegungen des Kopfes
 
 
Beim frisch Querschnittgelähmten sind durch den spinalen Schock primär alle entscheidenden Steuerungsmechanismen des Organismus gestört:
 
 
• Zusammenbruch des Vasomotorenzentrums
• vegetative Regulationsmechanismen
• Herzrhythmusstörungen , bradycard und tachycard
• hypotone Kreislaufregulationsstörungen , verstärkte Ischämie des Rückenmarks
• Dysregulationen (sog autonome Hyperreflexie )
• Atonie der ableitenden Harnwege
• partielle tubuläre Insuffizienz der Nieren (primäre Flüssigkeitsretention , sek. Polyurie)
• Magen-Darm-Atonie mit Ileussymptomatik
• innersekretorische Störungen (Hyperglykämie, Entgleisung des Elektolytstoffwechsels)
• Störungen der Thermoregulation
 
 
 
Sympathikolyse nach spinalen Trauma -  systemische Hypotension  Ischämie.
 
Sympathikus < Parasympathikus   Bradycardien bis Asystolien.
 
Volumen + positiv inotrope Substanzen : Dopamin ( 2-10 µg/kg/h )
(Dobutamin kann den peripheren Widerstand weiter senken)
evtl. Atopin oder Alupent
 
 
Wegen Proliferation  cholinerger Rezeptoren keine Gabe von depolarisierenden Muskel¬relaxantien (z.B. Succinylcholin ) wegen massiver Freisetzung von intrazelluärem Kalium und der Gefahr eines Herzstillstandes. ( nichtdeploarisierende Muskelrelaxantien verwenden z.B. Pancuronium)
 


Cortisongaben  Therapieeffekte erst bei Gaben von 30 mg/kg KG.
* Vasomotorenzentrums
* vegetative Regulationsmechanismen
* Sympathikolyse
** hypotone Kreislaufregulationsstörungen &rarr; verstärkte Ischämie des Rückenmarks
** Herzrhythmusstörungen, Bradykardie bis Asystolie
* Dysregulationen (autonome Hyperreflexie)
* Atonie der ableitenden Harnwege
* partielle tubuläre Insuffizienz der Nieren (primäre Flüssigkeitsretention , sek. Polyurie)
* Magen-Darm-Atonie mit Ileussymptomatik
* innersekretorische Störungen (Hyperglykämie, Entgleisung des Elektolytstoffwechsels)
* Störungen der Thermoregulation


== OP-Indikation ==


# Neurologisch:
#* neue Lähmung nach freiem Intervall
#* deutliche und rasche Zunahme einer Lähmung oder Hypästhesie von mehr als 3 Etagen
#* Übergang von inkompletter zu kompletter Lähmung
#* offene WS-/Rückenmarkverletzung
# Statisch:
#* Gefahr bleibender Instabilität der WS
#* grobe Dislokation
#* schwerste Zerreißungen und WS-Trümmerfrakturen
#* Sicherung der Pflegefähigkeit bei Polytrauma mit SHT (mangelnde Kooperationsfähigkeit und unruhiger Patient)


== Verlauf ==
== Verlauf ==

Version vom 25. November 2010, 12:02 Uhr

Grundlagen

  • ca. 1000 Patienten/Jahr in D
  • Ursachen:
    • WS-Frakturen 70% (davon ca. 70% Vekehrsunfälle)
    • Erkrankungen 20%
      • Angiome
      • Tumoren und Metastasen
      • hämatogene Abszesse
      • A. spinalis ant.-Syndrom
    • Suizidversuche 5%
    • Iatrogene Schädigung
  • Verteilung:
    • 30% Tetraplegie
    • 70 % Paraplegie
    • Frauen/Männer 30/70
    • 80% < 40 Jahre

Erstversorgung

Höhenlokalisation
C4 Diaphragma
C5 M.deltoideus, Ellenbogenbeuger
C6 Handstrecker
C7 Ellenbogenstrecker
C8 Fingerbeuger
T1 Fingerabduktoren
L2 Hüftbeuger
L3/4 Kniestrecker
L4/5 Fußheber
L5 Großzehenheber
S1 Fußsenker
S2 Grosszehensenker
  • V.a. WS-Verletzung:
    • Unfallmechanismus (Auffahrunfall, Fahrzeugüberschlag, Badeunfall, Sturz aus großer Höhe, Kopfverletzungen mit Stauchungen der Wirbelsäule)
    • Fehlen von Spontanbewegungen
    • Atmung (z.B. paradoxe Atmung)
  • Transport:
    • Rückenlage
    • fixierte Kopf-/WS-Fehlstellung belassen
    • Kopf unter ständigem Zug in leichter Reklination
    • Schanzkrawatte
    • Schaufeltrage
    • Vakuummatratz
    • ggf. Bergesack, Spineboard eingesetzt
    • Cave bei Intubation
  • neurologischer Status:
  • Schmerz-/Schocktherapie:
    • Volumen
    • positiv inotrope Substanzen: Dopamin ( 2-10 µg/kg/h )
    • Methylprednisolon (NASCIS-III-Schema):
      • Bolus 30 mg/kg KG so früh wie möglich (< 8 h)
      • Erhaltungsdosis 5,4 mg/kg KG/h für weitere 23 h
      • nur jüngere. ansonsten gesunde Patienten
      • rel. KI: akutes SHT, perforierende Verletzungen, floride Infekte, Komorbiditäten (DM, HI)

Spinaler Schock

  • Vasomotorenzentrums
  • vegetative Regulationsmechanismen
  • Sympathikolyse
    • hypotone Kreislaufregulationsstörungen → verstärkte Ischämie des Rückenmarks
    • Herzrhythmusstörungen, Bradykardie bis Asystolie
  • Dysregulationen (autonome Hyperreflexie)
  • Atonie der ableitenden Harnwege
  • partielle tubuläre Insuffizienz der Nieren (primäre Flüssigkeitsretention , sek. Polyurie)
  • Magen-Darm-Atonie mit Ileussymptomatik
  • innersekretorische Störungen (Hyperglykämie, Entgleisung des Elektolytstoffwechsels)
  • Störungen der Thermoregulation

OP-Indikation

  1. Neurologisch:
    • neue Lähmung nach freiem Intervall
    • deutliche und rasche Zunahme einer Lähmung oder Hypästhesie von mehr als 3 Etagen
    • Übergang von inkompletter zu kompletter Lähmung
    • offene WS-/Rückenmarkverletzung
  2. Statisch:
    • Gefahr bleibender Instabilität der WS
    • grobe Dislokation
    • schwerste Zerreißungen und WS-Trümmerfrakturen
    • Sicherung der Pflegefähigkeit bei Polytrauma mit SHT (mangelnde Kooperationsfähigkeit und unruhiger Patient)

Verlauf

  • bei hoher Läsion
Hypertension Dauer: wenige Minuten
Spinaler Schock Hypotone Krisen, schlaffe Lähmung, Ausfall der MER, Kontrollverlust von Blase und Mastdarm, Dauer: Wochen bis Monate
Spastik, Hyperreflexie Spastisch überhöhter Muskeltonus, übersteigerte MER, autonome Hyperreflexie (z. B. Blutdruckspitzen bei Manipulation an der Blase)

Klassifikation nach Frankel

Grad
A Komplette Verletzung: keine motorische oder sensible Funktion unterhalb der Verletzungshöhe
B Erhaltene Sensibilität: Restsensibilität bis in sakrale Segmente
C Keine Gebrauchsmotorik: Restmotorik unterhalb der Verletzung, die aber nicht den Gebrauch der Extremitäten erlaubt
D Gebrauchsmotorik: Restmotorik erlaubt den Gebrauch der Extremitäten mit oder ohne Unterstützung
E Erholung: normale Motorik und Sensibilität. Pathologische Reflexe können persistieren

AISA-Score

Weblinks