Fibromyalgiesyndrom: Unterschied zwischen den Versionen
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=== funktionelles somatisches Syndrom (FSM) === | === funktionelles somatisches Syndrom (FSM) === |
Version vom 3. Dezember 2010, 13:28 Uhr
Diese Seite ist im Wesentlichen eine Zusammenfassung der AWMF-Leitlinie "Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Fibromyalgiesyndroms" (siehe Weblinks)
Grundlagen
Chronic widespread pain (CWP)
- meist assoziiert mit anderen körperbezogenen Beschwerden wie Druckschmerzempfindlichkeit, Steifigkeits-/Schwellungsgefühl (Hände, Füße, Gesicht), Müdigkeit/Schlafstörungen, GI-Beschwerden, Parästhesien, Ängstlichkeit/Depressivität, Kopfschmerzen/Migräne
- Dimensionen: Häufigkeit, Dauer, Intensität, Zahl der Schmerzorte, schmerzassoziierte Behinderungen, körperliche und psychische Begleitsymptome
- Kriterien (ACR):
- Schmerzen > 3 Monate
- Achsenskelett (HWS, BWS/Thorax, LWS)
- rechte und linke Körperhälfte
- oberhalb und unterhalb der Taille
- Prävalenz: 10%, Frauen:Männer 2:1
funktionelles somatisches Syndrom (FSM)
- "medically unexplained somatic symptoms" → ohne erklärende strukturelle Organschädigung oder biochemische Abweichungen
- Beispiele:
- Fibromyalgiesyndrom (FMS)
- unspezifischer Rückenschmerz
- Reizmagen-/Reizdarmsyndrom
- Spannungskopfschmerz
- Reizblase
- chronischer Unterbauchschmerz
Fibromyalgiesyndrom
- Definition mehrdimensional:
- körperliche Symptome
- seelische Symptome
- Beeinträchtigungen
- subjektive Krankheitsüberzeugungen
- Krankheitsverhalten
- Krankheitsbewältigung
- Definition nach ACR:
- Anamnese: CWP
- Klinik: > 11/18 Tenderpoints
- "Kontinuum des Symptomkomplexes": Subgruppen → CWP, FMS
- Ausprägung der Symptome im zeitlichen Verlauf sehr stabil
- Tender Points:
- umschriebene Druckschmerzempfindlichkeit an Muskel-Sehnenansätzen definiert
- Hinweis auf herabgesetzte Schmerzschwelle
- Zahl der Tender Points korreliert mit Ausmaß des körperlichen und psychosozialen Distress
Diagnose
- nach symptombasierten Kriterien (CWP + Steifigkeits-/Schwellungsgefühl Hände/Füße/Gesicht + Müdigkeit/Schlafstörungen)
- fakultativ TP (für die klinische Diagnose nicht notwendig)
- positive Kontrollpunkte schließen die Diagnose FMS nicht aus
- Empfehlungen:
- Schmerzskizze
- Medikamentenanamnese (UAW?)
- körperliche Untersuchung/Ganzkörperstatus
- Labor
- BSG, CRP, BB (DD Polymyalgia rheumatica, rheumatoide Arthritis)
- Kreatinkinase (DD Muskelerkrankungen)
- Kalzium (DD Hyperkalziämie)
- TSH (DD Hypothyreose)
- ANA/ANCA nur klinischen Hinweisen (Gelenkschwellungen etc.)
- systematische Erfassung assoziierter Symptome
- Körperliche Müdigkeit, vermehrte Erschöpfbarkeit
- Kognitive Störungen (Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen)
- Morgensteifigkeit > 15 Minuten, Schwellungsgefühl Hände/Füße/Gesicht
- Ein-/Durchschlafstörungen, nicht erholsamer Schlaf
- Ängstlichkeit
- Depressivität "Evidenz"grad 5, Empfehlungsgrad offen, starker Konsens
- systematische Erfassung weiterer Symptome assoziierter funktionell somatischer Syndrome
- GI-Beschwerden (z. B. Globusgefühl, dyspeptische Beschwerden und Stuhlunregelmäßigkeiten) → Reizmagen und Reizdarm
- Miktionsbeschwerden (z. B. Algurie, Dysurie, Pollakisurie) → Reizblase
- Kopfschmerz vom Spannungstyp
- Gesichtsschmerzen, nächtliches Zähneknirschen &rarr, CMD
- Chronische Unterbauchschmerzen → Chronic pelvic pain (Frau), Prostatodynie (Mann)
- Herzbezogene Beschwerden (z. B. Palpitationen, thorakales Druckgefühl) → Funktionelle Herzkreislaufbeschwerden
- Atembezogene Beschwerden (z. B. Gefühl der Atemhemmung) → Funktionelle Atembeschwerden
- Ohrgeräusche, Geruchs-/Lärmüberempfindlichkeit, empfindliche Augen → Reizüberempfindlichkeit
- Vermehrtes Frieren oder Schwitzen, Kältegefühl der Extremitäten
- Beeinträchtigungen in Alltagsfunktionen (Arbeit, Haushalt, Freizeit, Sexualität) → ICF-orientiert
- Ursachenüberzeugung/subjektive Krankheitstheorie, Ressourcen/Bewältigungsstrategien, krankheitsfördernde Mechanismen
- aktuelle psychosoziale Stressoren (Beruf, Partnerschaft, Familie) und biographische Belastungsfaktoren (emotionale Vernachlässigung, körperliche und sexuelle Gewalterfahrungen, Aufwachsen mit mindestens einem chronisch kranken Elternteil)
- aktuelle/frühere psychiatrische/psychotherapeutische Behandlungen, Einnahme von Psychopharmaka
- keine weiterführende apparative Diagnostik bei typischem Beschwerdekomplex und fehlenden klinischen Hinweisen
- Fachärztliche/fachpsychologische Untersuchung bei
- Angabe von aktuellen schwerwiegenden psychosozialen Stressoren
- Angabe von aktuellen/früheren psychiatrischen Behandlungen und/oder Einnahme von Psychopharmaka
- Angabe von schwerwiegenden biographischen Belastungsfaktoren
- maladaptiver Krankheitsverarbeitung
- subjektive psychologische Krankheitsattributionen
Weblinks
- http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/041-004l.htm AWMF-Leitlinie "Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Fibromyalgiesyndroms"
- http://www.schmerz-nottwil.ch/fileadmin/template/daten/Downloads/Schmerzklassifikation_Mainzer_Stadien.pdf Das Mainzer Schmerzklassifikationssystem und seine Operationalisierung