Bobath-Konzept

Aus phys-med
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Grundlagen

  • multidisziplinärer rehabilitativer Ansatz für Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Pflegekräften
  • bei zerebralen Bewegungsstörungen, sensomotorischen Störunge und neuromuskulären Erkrankungen (Insult, MS, ICB, SHT, spinale Erkrankungen, M. Parkinson)
  • engl. Neuro-Developmental Treatment (NDT)
  • ab 1943, Berta Bobath (Physiotherapeutin), Karel Bobath (Neurologe, Kinderarzt)

Physiologie

  • Grundlage: Haltung + Tonus
  • Bewegung → programmierte Muster → Kette von Haltungsänderungen
  • Haltungskontrolle:
    • Stellreflexe: bei Geburt vorhanden, Reifung → harmonische Körperhaltung
    • Gleichgewichtsreaktionen:
      • ab 6. Lebensmonat in Bauchlage, dann Rückenlage
      • ab 8. Lebensmonat im Sitzen
      • ab 10.-12. Monat im Stand
      • ab 6. Lebensjahr vollendet
    • spinale Reflexe
    • statisch-tonische Reflexe (Kopfhaltung, Ruhetonus)
    • Intakte Senso-Motorik → ZNS-Integration
    • reziproke Innervation: Agonist-Antagonist, Wechsel → Bewegung, Kokontraktion → Stabilisation
    • Perzeption (Auge, Ohr, Geruch, Geschmack, taktil-kinästhetisch) → Raummorientierung

Pathophysiologie

  • bei Schädigung können alle o.g. Leistungen beeinträchtigt sein
  • Spastizität
  • Hemiparese:
    • Abnormer Haltetonus
    • Störung der reziproken Innervation
    • Pathologische Bewegungsmuster
  • assoziierte Reaktionen: unwillkürliche muskuläre Haltungsreaktionen
  • Dysfunktionen der reziproken Innervation:
    • Erschlaffung der Antagonisten: Bewegung schleudernd, ausholend → Ataxie
    • überschießende Kokontraktion
  • Massenbewegungen

Behandlungstechniken

  • Ziel: normaler Tonus, normale Haltung → physiologische Information an ZNS
  • umfassende Behandlung, kompletter Tagesablauf, alle Behandler
  • Inhibition: Hemmung pathologischer Bewegungsmuster und des Tonus → Ausgangslage
    • "Inhibitory movement patterns" einzelner Bewegungssegmente → Minderung der spastischen Tonuserhöhung
    • Bewegung entgegen dem typischen spastischen Muster durch Krankengymnasten geführt
    • Hemmung des Muskeltonus von proximal (Kopf → Schultern → Rücken → Hüfte → Knie
    • reflexhemmende Ausgangsstellung beibehalten, dann Herauslösen einzelner Bewegungen aus dem Schema, um andere Bewegungen und Haltungen aufzubauen
  • Fazilitation: Anbahnung physiologischer Bewegungsmuster
    • aus jeder reflexhemmenden Ausgangstellung Bahnung/Übung aktiver Bewegungen
    • Nutzung von MER, Hautreflexen, (vorübergehend) tonischer Labyrinthreflex, Halsreflexe, Stellreaktionen
  • Stimulation: Vorbereitung/Einleitung von Bewegungen, hemmend/aktivierend
  • Placing: passive Bewegung Extremität oder Kopf → Mitbewegungen entsprechend spastischem Muster möglich
  • Hemmung/Bahnung durch bestimmte Ausgangsstellungen
  • Manuelle Hilfen an Schlüsselpunkten anregend/hemmend
  • siehe auch Hemiparese
  • Tonischer Labyrinthreflex
    • Auslösung durch Kopfbewegungen
    • Integration im Hirnstamm
    • Rückenlage/HWS-Extension → Extensorentonus ↑
    • Bauchlage/HWS-Flexion → Flexorentonus ↑ bzw. Extensorentonus ↓

Weblinks