Bobath-Konzept: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 4. August 2013, 19:41 Uhr
Grundlagen
- multidisziplinärer rehabilitativer Ansatz für Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Pflegekräften
- bei zerebralen Bewegungsstörungen, sensomotorischen Störunge und neuromuskulären Erkrankungen (Insult, MS, ICB, SHT, spinale Erkrankungen, M. Parkinson)
- engl. Neuro-Developmental Treatment (NDT)
- ab 1943, Berta Bobath (Physiotherapeutin), Karel Bobath (Neurologe, Kinderarzt)
Physiologie
- Grundlage: Haltung + Tonus
- Bewegung → programmierte Muster → Kette von Haltungsänderungen
- Haltungskontrolle:
- Stellreflexe: bei Geburt vorhanden, Reifung → harmonische Körperhaltung
- Gleichgewichtsreaktionen:
- ab 6. Lebensmonat in Bauchlage, dann Rückenlage
- ab 8. Lebensmonat im Sitzen
- ab 10.-12. Monat im Stand
- ab 6. Lebensjahr vollendet
- spinale Reflexe
- statisch-tonische Reflexe (Kopfhaltung, Ruhetonus)
- Intakte Senso-Motorik → ZNS-Integration
- reziproke Innervation: Agonist-Antagonist, Wechsel → Bewegung, Kokontraktion → Stabilisation
- Perzeption (Auge, Ohr, Geruch, Geschmack, taktil-kinästhetisch) → Raummorientierung
Pathophysiologie
- bei Schädigung können alle o.g. Leistungen beeinträchtigt sein
- Spastizität
- Hemiparese:
- Abnormer Haltetonus
- Störung der reziproken Innervation
- Pathologische Bewegungsmuster
- assoziierte Reaktionen: unwillkürliche muskuläre Haltungsreaktionen
- Dysfunktionen der reziproken Innervation:
- Erschlaffung der Antagonisten: Bewegung schleudernd, ausholend → Ataxie
- überschießende Kokontraktion
- Massenbewegungen
Behandlungstechniken
- Ziel: normaler Tonus, normale Haltung → physiologische Information an ZNS
- umfassende Behandlung, kompletter Tagesablauf, alle Behandler
- Inhibition: Hemmung pathologischer Bewegungsmuster und des Tonus → Ausgangslage
- "Inhibitory movement patterns" einzelner Bewegungssegmente → Minderung der spastischen Tonuserhöhung
- Bewegung entgegen dem typischen spastischen Muster durch Krankengymnasten geführt
- Hemmung des Muskeltonus von proximal (Kopf → Schultern → Rücken → Hüfte → Knie
- reflexhemmende Ausgangsstellung beibehalten, dann Herauslösen einzelner Bewegungen aus dem Schema, um andere Bewegungen und Haltungen aufzubauen
- Fazilitation: Anbahnung physiologischer Bewegungsmuster
- aus jeder reflexhemmenden Ausgangstellung Bahnung/Übung aktiver Bewegungen
- Nutzung von MER, Hautreflexen, (vorübergehend) tonischer Labyrinthreflex, Halsreflexe, Stellreaktionen
- Stimulation: Vorbereitung/Einleitung von Bewegungen, hemmend/aktivierend
- Placing: passive Bewegung Extremität oder Kopf → Mitbewegungen entsprechend spastischem Muster möglich
- Hemmung/Bahnung durch bestimmte Ausgangsstellungen
- Manuelle Hilfen an Schlüsselpunkten anregend/hemmend
- siehe auch Hemiparese
- Tonischer Labyrinthreflex
- Auslösung durch Kopfbewegungen
- Integration im Hirnstamm
- Rückenlage/HWS-Extension → Extensorentonus ↑
- Bauchlage/HWS-Flexion → Flexorentonus ↑ bzw. Extensorentonus ↓